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Integration internationaler Pflege-Azubis: Wie kann das funktionieren?

Geschrieben von Dr. Bertrand Toumi | Jan 15, 2025 4:53:28 PM

Als Samira, eine 19-jährige Pflegeauszubildende aus Indien, zum ersten Mal die Tür eines deutschen Krankenhauses öffnete, war sie voller Hoffnung und Tatendrang. Bald erkannte sie jedoch, dass der Weg zur vollständigen Integration anspruchsvoller war als zunächst angenommen. Ihre Geschichte steht exemplarisch für zahlreiche internationale Auszubildende im deutschen Pflegesektor. Dieser Beitrag analysiert die Faktoren, die die Integration internationaler Pflegeauszubildender entweder fördern oder behindern. Darüber hinaus werden Maßnahmen erörtert, die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen zur Unterstützung der Integration ergreifen können. Abschließend werden konkrete Handlungsempfehlungen vorgestellt.

Positive Faktoren der Integration 

Die Integration internationaler Pflegeauszubildender wird durch mehrere positive Aspekte gefördert:

  1. Hohe Wertschätzung: Viele deutsche Pflegeeinrichtungen erkennen den unschätzbaren Wert internationaler Fachkräfte und schätzen deren Engagement und kulturelle Vielfalt. [1]

  2. Sichere Berufsperspektiven: Der deutsche Pflegesektor gewährleistet stabile Beschäftigungsverhältnisse, bietet attraktive Verdienstmöglichkeiten und eröffnet vielversprechende Karriereperspektiven.

  3. Gesellschaftliche Akzeptanz: In zahlreichen Regionen Deutschlands besteht eine grundlegende Offenheit und Akzeptanz gegenüber internationalen Fachkräften, was die Integration erheblich fördert.

  4. Politische Unterstützung: Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) vereinfacht den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt und bietet jungen Fachkräften aus dem Ausland hervorragende Perspektiven für einen dauerhaften Aufenthalt.

  5. Interkultureller Austausch: Der Aufbau von Beziehungen zu deutschen Muttersprachlern sowie die aktive Teilnahme an interkulturellen Aktivitäten tragen wesentlich zur sozialen Integration bei.

Ausbildungsbetriebe und Pflegeschulen sind gefordert, im Alltag ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, das es Pflegeauszubildenden ermöglicht, sich wohlzufühlen und die zahlreichen integrationshemmenden Faktoren erfolgreich zu bewältigen.

Negative Faktoren und Herausforderungen 

Trotz dieser positiven Aspekte bestehen wirksame Hürden, die eine erfolgreiche Integration erschweren können:

  1. Sprachliche Barrieren: Unzureichende Deutschkenntnisse beeinträchtigen die Kommunikation mit Patienten, Kollegen und Ausbildern, was zu Missverständnissen und Integrationsproblemen führen kann.

  2. Kulturelle Unterschiede: Divergierende Lern- und Arbeitskulturen sowie unterschiedliche Wertvorstellungen können am Arbeitsplatz zu Konflikten und Missverständnissen führen.

  3. Bürokratische Hürden: Die komplexen Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen sowie aufenthaltsrechtliche Angelegenheiten erweisen sich häufig als zeitintensiv und stellen eine erhebliche Herausforderung dar.

  4. Diskriminierungserfahrungen: Diskriminierung, insbesondere im Arbeits- und Wohnungsmarkt, stellt eine wesentliche Herausforderung für internationale Auszubildende dar und kann den Integrationsprozess erheblich beeinträchtigen.

  5. Negative öffentliche Wahrnehmung:  Vorurteile und negative Einstellungen gegenüber Migranten am Arbeitsplatz, in der Pflegeschule oder im sozialen Umfeld können ein feindseliges Klima schaffen und die Integrationsbemühungen erschweren.

Mit der richtigen Einstellung und der Implementierung geeigneter Maßnahmen können Pflegeauszubildende erfolgreich in die deutsche Gesellschaft und am Arbeitsplatz integriert werden.

Maßnahmen zur Integration internationaler Pflegeauszubildender

Um die Integration internationaler Pflegeausbildender zu verbessern, können Einrichtungen folgende Maßnahmen ergreifen:

  1. Entwicklung eines umfassenden Integrationskonzepts:

    Integrationsbeauftragter: Ernennung eines Integrationsbeauftragten, der den Integrationsprozess aktiv koordiniert und begleitet.

    • Strukturierte Einarbeitung: Entwicklung klarer Prozesse für die Einarbeitung und Integration internationaler Auszubildender.

    • Regelmäßige Evaluation: Durchführung regelmäßiger Überprüfungen der Integrationsmaßnahmen und deren Anpassung an den Bedarf.

  2. Gezielte Sprachförderung:

    • Berufsbezogene Deutschkurse: Angebot von berufsbegleitenden Deutschkursen, die auf die spezifischen Anforderungen und die Fachterminologie im Pflegebereich abgestimmt sind und die lernkulturellen Erfahrungen der Pflegeschüler berücksichtigen.

    • Tandem-Programm: Etablierung von Tandem-Programmen mit muttersprachlichen Kollegen, um den sprachlichen und kulturellen Austausch zu fördern.

    • Mehrsprachige Materialien: Bereitstellung von Arbeitsmaterialien, Anleitungen und Dokumenten in verschiedenen Sprachen.

  3. Förderung der interkulturellen Sensibilität:

    • Interkulturelle Trainings: Durchführung von Schulungen für alle Mitarbeiter, um ein besseres Verständnis für verschiedene Kulturen und Kommunikationsstile zu schaffen.

    • Mentoring-Programm: Einsatz von Mentoren, die internationale Ausbildende im Alltag begleiten und unterstützen.

    • Kultureller Austausch: Förderung des interkulturellen Austauschs durch gemeinsame Aktivitäten, Feste und Veranstaltungen.

4. Professionelle Unterstützung:

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Beratungsunternehmen wie der OKOHO Consulting GmbH erweist sich als äußerst vorteilhaft, da OKOHO Consulting internationalen Pflegeauszubildenden umfassende Unterstützung bei sämtlichen Alltagsrelevanten Fragen außerhalb des Arbeitsplatzes bietet. Durch unsere maßgeschneiderten Schulungskonzepte können Unternehmen internationale Auszubildende effektiv bei der Etablierung von Grundlagen für eine erfolgreiche Integration unterstützen. Unser speziell entwickeltes Sprachkurskonzept kombiniert das Erlernen der Sprache mit Integrationsarbeit, indem es besonderen Wert auf kulturelle Lernunterschiede und unterschiedliche Wertvorstellungen in den Herkunftsländern und in Deutschland legt.

Sollten Sie derzeit internationale Pflegeauszubildende in Ihrem Betrieb beschäftigen oder planen, solche in Zukunft einzustellen, können einige praktische Maßnahmen dazu beitragen, den Integrationsprozess erfolgreich zu gestalten.

Praxisnahe Handlungsempfehlungen

Hier sind konkrete Schritte, die Einrichtungen sofort umsetzen können:

  1. Anonyme Befragungen: Durchführung regelmäßiger, anonymer Umfragen, um die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse der internationalen Auszubildenden zu ermitteln.

  2. Buddy-System: Einführung eines „Buddy-Systems“, bei dem erfahrene Mitarbeiter neue internationale Kollegen unterstützen und begleiten.

  3. Multikulturelle Pausenräume: Gestaltung von Pausenräumen, die den Austausch und das Kennenlernen zwischen verschiedenen Kulturen fördern.

  4. Regelmäßige Teambuilding-Aktivitäten: Organisation von gemeinsamen Aktivitäten, die die kulturelle Vielfalt feiern und den Zusammenhalt im Team stärken.

  5. Transparente Feedbackkultur: Implementierung eines Feedback-Systems, das kulturelle Unterschiede respektiert und berücksichtigt.

  6. Schulungen zum kultursensiblen Umgang: Stärkung der Mitarbeiterkompetenzen im Umgang mit kultureller Vielfalt durch gezielte Schulungen.

  7. Interkulturelle Perspektiven: Sensibilisierung der Mitarbeiter für die Interpretation von Aussagen, Handlungen und Verhaltensweisen internationaler Auszubildender aus verschiedenen kulturellen Perspektiven.

Fazit und Aufruf zum Handeln

Friedrich Heckmann, ein angesehener Migrationsforscher, hebt hervor, dass Integration ein multidimensionaler Prozess ist, der strukturelle, kulturelle, soziale und identifikative Aspekte umfasst.[1]. Die Einbeziehung dieser umfassenden Perspektive ist von wesentlicher Bedeutung für die Entwicklung eines erfolgreichen Integrationskonzepts.

Die erfolgreiche Integration internationaler Pflegeauszubildender ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die das Engagement aller erfordert. Durch gezielte Maßnahmen, professionelle Unterstützung und eine offene Kommunikationskultur können Pflegeeinrichtungen nicht nur dem Fachkräftemangel begegnen, sondern auch von der Vielfalt und den interkulturellen Kompetenzen ihrer Mitarbeiter profitieren.

Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Erfahrungen und Best Practices mit uns zu teilen! Wie gestalten Sie die Integration in Ihrem Unternehmen? Welche Herausforderungen haben Sie gemeistert und welche innovativen Lösungsansätze haben Sie entwickelt? Lassen Sie uns gemeinsam an einer inklusiven und zukunftsfähigen Pflege in Deutschland arbeiten.

[1] Heckmann, Friedrich (2015): Integration von Migranten. Einwanderung und neue Nationenbildung. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.